150 Jahre Zuggerbegg Bubeck

Der älteste Confiserie-Familienbetrieb in Basel feierte im 2011 sein 150-jähriges Jubiläum.

 

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Geschichte der fünf Generationen Bubeck

Es war einmal im 19. Jahrhundert...

... ein Herr namens Rudolf Schärer-Bubeck, der den Beruf des Bäckers ausübte. Im Jahre 1861 kaufte er ein Haus im schönen Kleinbasel, an der Clarastrasse 26, und eröffnete stolz seinen Bäckerladen.

Die Ehe blieb kinderlos und die Bäckerei wurde 1893 dem Neffen der Ehegattin, Heinrich Bubeck-Schaupp, übergeben.

Heinrich und Friederike Bubeck-Schaupp waren glückliche Eltern von fünf Söhnen. Zwei der Kinder
wählten den Beruf des Bankiers und ein Sohn war quartierbekannter Lehrer im Kleinbasel, schrieb Theaterstücke und Bücher. Die anderen zwei Brüder lernten den Familienberuf des Bäckers.

Im Jahre 1929 wurde die Geschäftsführung durch den< Bäckermeister-Sohn und gelernten Konditor-Confiseur Rudolf Bubeck-Schädler abgelöst, der die "Bäckerei Bubeck" als dritte Generation übernahm.

Seine vier Brüder blieben ledig, Rudolf Bubeck heiratete als einziger Sohn der Familie. Seine Ehefrau Irène Bubeck-Schädler sollte für die zukünftige Confiserie Bubeck prägend sein.

Rudolf Bubeck war als sympathischer, ruhiger und zurückhaltender Herr bekannt. Mit seinem Humor brachte er die Kundschaft zum Schmunzeln, sein künstlerisches Talent hat er seinem Sohn und Enkelsohn weitervererbt.

Im Vordergrund des Geschehens stand seine Gattin. Irène Bubeck-Schädler stammte aus dem Waadtland und verbrachte ihre Kindheitsjahre in Strassburg. Ihre starke Persönlichkeit und ihr individueller Geschmack übten einen grossen Einfluss auf den Familienbetrieb aus.

Im Zentrum des Ladens stehend, trug sie traditionsbewusst die Brosche mit dem Familienwappen und legte grossen Wert auf das Basler Brauchtum.

Jeder Kunde, das ganze Quartier, kannte die Dame des Geschäftes – sie wurde sehr geschätzt, manchmal auch etwas "gefürchtet". Wer das Wagnis einging, bei der Konkurrenz-Bäckerei schräg gegenüber einzukaufen, konnte sich der Rüge von Irène Bubeck- Schädler nicht entziehen.

Schulkinder von damals erzählen noch heute, wie sie schüchtern in den Laden gingen, um nach "Alt-Gebackenem", Reste vom vorhergehenden Tag, zu bitten. Mit strengem Blick erkor sie nur diejenigen aus, die sich als ausserordentlich gut erzogene Kinder erwiesen – die restlichen flehenden Augen gingen leer aus.

Irène Bubeck-Schädler legte grossen Wert auf den persönlichen Kontakt mit der Kundschaft und wusste, wie mit jedem einzelnen Kunden umzugehen.

Ihre Lieblingsfarbe war violett. Sie trug beinahe immer lila Kleidung und die lila Einrichtung ist bis heute Wahrzeichen des nach ihr benannten "Lila Lädeli".

Auch mit dem Schriftzug des Geschäftes, ihrer persönlichen Handschrift, hat sie dem Geschäft ihren Stempel aufgedrückt.

Wie aus der ehemaligen Bäckerei eine Confiserie wurde und eine kleine Liebesgeschichte...

Rudolf und Irène Bubeck-Schädler übergaben das Geschäft 1961 ihrem Sohn und einzigem Kind, Ruedi (Rudolf) Bubeck. Nach dem frühen Tode seines Vaters leitete er gemeinsam mit seiner Mutter den Laden.

Ruedi Bubeck war ein sehr aktiver Mensch und hat sich voll und ganz dem Familienbetrieb gewidmet. Er lernte den Beruf des Confiseurs und während seiner Wirkungszeit wurde der Wandel von der ursprünglichen Bäckerei zur Confiserie, mit dem Schwerpunkt Schokolade, vollzogen.

Das Sortiment wurde mit Pralinen bereichert und Ruedi Bubeck führte spezielle Artikel, neue Schokoladenprodukte ein. Die ersten künstlerisch und von Hand produzierten Schokoladen-Figuren, für die der Zuggerbegg Bubeck bis heute bekannt sind, stammen aus seiner Hand.

In den 50er Jahren eröffneten sie ein Tearoom im Laden, welches bei der Kundschaft auf höchste Beliebtheit stiess. Bis Mitternacht herrschte reger Betrieb. Während vorne im Laden Eis-Coupes serviert und genüsslich verzehrt wurden, sass die Belegschaft bis zur späten Stunde beim gemütlichen Fondue-Essen zusammen.

Ruedi Bubeck legte Hand an, wo immer er gebraucht wurde. Sein hauptsächliches Wirken war in der Produktion. In Stosszeiten und am Sonntag verliess er die Backstube, half im Laden und bediente die Kundschaft.

Und wie aus der 4. Generation die 5. Generation Bubeck entstand, benötigt die Erzählung eines kleinen Liebesmärchens, das seinen Anfang in Italien nahm.

Im Jahre 1926 erblickte Ilva Pinarello in einem Bergdorf am Rande der Apenninen, in Apennino Toscano, das Licht der Welt. Sie hatte neun Geschwister, drei Brüder und sechs Schwestern. Die Familie wirtschaftete auf ihrem Landstück, der älteste Bruder wurde jedoch in den Krieg eingezogen und kam in deutsche Gefangenschaft. Der Vater konnte das Land nicht mehr alleine bestellen und fand in der Munitionsfabrik von La Spezia eine Arbeitsmöglichkeit. Die Familie wurde zerstreut und bereits mit 12 Jahren musste die junge Ilva arbeiten gehen und helfen, die Familie zu ernähren.

Ihr Traum war es zu reisen, ein wenig von der weiten Welt kennen zu lernen. Um sich diesen Wunsch zu verwirklichen, wollte sie an unterschiedlichen Orten der Weltkugel immer für etwa ein Jahr arbeiten gehen.

Ihr erstes Ziel war die Schweiz, danach plante sie, nach Amerika weiterzureisen. Sie packte ihre Koffer, verliess die Familie, um in ein fremdes Land zu gehen, mit dem Wissen, nicht genügend Geld für eine baldige Rückkehr zu haben.

Mit 18 Jahren kam Ilva Pinarello in die Schweiz, ursprünglich hätte sie in der "Taverne Valaisanne" arbeiten sollen, die Stelle war jedoch bereits besetzt und so kam sie zur Confiserie Bubeck.

Der Geschäftsinhaber Ruedi Bubeck und die Gehilfin Ilva lernten sich kennen und mögen. Sie stammte aus einem katholischen Milieu in Italien, er
war reformiert und der Stolz seiner Eltern. Alle gesellschaftlichen Hürden standen zwischen den beiden und sie waren sich bewusst, dass eine Verbindung unmöglich war.

Nach fünf Jahren bei den Bubecks entschied sich Ilva Pinarello einen neuen Weg einzuschlagen und kehrte 1952 nach Italien zurück. Sie eröffnete dort ein kleines Geschäft, eine "Mercerie", wo sie Nähartikel verkaufte.

Der Briefkontakt mit Ruedi Bubeck brach in all diesen Jahren nicht ab, sie kehrte manchmal nach Basel zurück, um im Geschäft auszuhelfen.

Mit 34 Jahren entschied sich Ruedi Bubeck dafür, die sozialen Grenzen zu durchbrechen und der Liebe Vortritt zu gewähren. Im Jahre 1963 kam Ilva zurück in die Schweiz, um ihre grosse Liebe zu heiraten und gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Schwiegermutter die Konditorei zu führen.

Ilva Bubeck-Pinarello übernahm eine wichtige Stellung im Geschäfts- und Familienleben. Sie hielt sich dabei stets im Hintergrund, hat anderen den Vortritt gegen aussen gelassen.

Mit ihrem italienischen Charakter vermittelte sie Lebensfreude und Herzlichkeit. Ihre Weltoffenheit, Intelligenz und Wärme führten zur positiven Kommunikation im Laden wie auch in der Familie. Ihre Menschlichkeit half, viele schwierige Situationen zu meistern.

Die fünfte Generation Bubeck: Die Kunst der Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne

Ende der sechziger Jahre, zur Zeit der Hochkonjunktur, erblickten die Kinder von Ruedi und Ilva Bubeck-Pinarello, Hansruedi und Irène das Licht der Welt.

Im Jahre 1986 starb Irène Bubeck-Schädler, sechs Monate darauf verschied ihr Sohn Ruedi ganz unerwartet an einem Herzversagen.

Die Familie stand unter Schock. Neben dem Verlust des geliebten Ehegatten und Vaters mussten sie sich von einem Tag auf den anderen entscheiden, ob sie das Geschäft weiterführen würden oder nicht. Die Familienbande waren immer stark gewesen, ohne viel zu diskutieren stand fest, dass es weitergehen musste.

Irène Hostettler-Bubeck und Hansruedi Bubeck waren damals 21 und 19 Jahre jung und übernahmen mit Hilfe ihrer Mutter das Familienunternehmen.

Hansruedi Bubeck war damals in seinem letzten Lehrjahr als Konditor bei der Confiserie Graf in Rheinfelden und beendete danach als Kantonsbester seine Abschlussprüfung. Nach Feierabend ging er direkt in die Backstube des Familienbetriebes, um dort auszuhelfen.

Während dieser Zeit führte Irène Hostettler-Bubeck gemeinsam mit einem ehemaligen Lehrling den Laden weiter. Sie hat all ihre Pläne aufgegeben und sich voll und ganz dem Betrieb gewidmet.

Dem jungen Geschwisterpaar war damals nicht bewusst, welche Aufgaben und Herausforderungen auf sie zukommen würden. Im Vergleich zu früheren Generationen, die das Geschäft während der Hochkonjunktur führten, wurde die wirtschaftliche Situation Ende 80er Jahre, anfangs 90er Jahre immer schwieriger.

Veraltete Maschinen mussten zudem ersetzt werden. Sie standen vor der schwierigen Aufgabe, diese enormen Investitionen zu decken, um die Existenz des Geschäftes sichern zu können.

Die Reaktion der Kundschaft war ambivalent. Die einen bekundeten grosse Freude am Fortbestehen des Familienbetriebes, andere trauten es der jungen Generation nicht zu, das Geschäft im Sinne ihrer Vorfahren weiterführen zu können.

Dank dem starken Familienhalt, der unermüdlichen Unterstützung ihrer Mutter Ilva Bubeck-Pinarello und dem Willen, das Familienunternehmen weiterzuführen, haben Irène Hostettler-Bubeck und Hansruedi Bubeck diese schwierigen Zeiten gemeistert und dem "Zuggerbegg Bubeck" bis heute Ruhm verliehen.

Das Vertrauen der Kundschaft wurde durch hohe Qualität der Produkte und Innovationen sowie der bestehenden Individualität des Familienbetriebes zurück gewonnen.

Die Familie stellte sich der Aufgabe, die schwierige Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne zu meistern. Grundlegende Veränderungen wurden vollzogen, die für das Weiterbestehen notwendig waren.

Im Jahre 2001 wurde der Laden umgebaut, modernisiert, aber gleichzeitig der Stil des Geschäftes gewahrt.

Bereits der Blickfang von aussen unterscheidet das "Lila Lädeli" von allen weiteren Anbietern in der Umgebung. In dem grossen hellen Schaufenster strahlen einen freundlich begrüssende "Schoggifiguren" an.

Weitere Spezialitäten verführen den Kunden dazu, die Falle der massiven Holztür in die Hand zu nehmen, herunter zu drücken und sich das Einkaufserlebnis bei Bubecks zu Gemüte zu führen.

Bubecks sind ein Teil des Kleinbasels, wer in ihren Laden tritt, erlebt Basler Tradition und persönliche Beratung.

Keine Massenprodukte, sondern handangefertigte Ware von höchster Qualität darf der Kunde mit nach Hause nehmen.

Ein grosser Teil der Kundschaft identifiziert sich mit dem Familienbetrieb, der seit ihrer Kindheit besteht. In einer schnelllebigen Zeit wissen die Kunden diese Konstante, die Individualität und die persönliche Begegnung zu schätzen.